Frei lebende Katzen - ein Problem? 

Ab dem 29.09.2016 Kastrationspflicht für Freigängerkatzen in Rostock   Schätzungsweise 3.500 Katzen leben in der Hansestadt Rostock derzeit auf der Straße – sie müssen künftig durch einen Tierarzt kastriert und durch einen Transponder gekennzeichnet werden

Alle Katzen aus privaten Haltungen, die älter als fünf Monate sind und denen es ermöglicht wird, sich außerhalb der Wohnung zu bewegen (so genannte Freigängerkatzen), sind künftig durch einen Tierarzt kastrieren und durch einen Transponder kennzeichnen zu lassen. Eine entsprechende Stadtverordnung gilt ab dem 29. September 2016 mit Veröffentlichung im Städtischen Anzeiger.

 

Nachdem die Katzen gekennzeichnet wurden, sind die Tiere in einer geeigneten Datenbank, wie z.B. beim Deutschen Haustierregister des Deutschen Tierschutzbundes e.V. oder beim Tasso-Haustierzentralregister, zu registrieren. Wer frei lebenden Katzen (so genannte Streunerkatzen) regelmäßig Futter zur Verfügung stellt, hat diese ebenfalls kastrieren, kennzeichnen und registrieren zu lassen. Ausnahmen können auf Antrag zugelassen werden und betreffen vor allem Zuchtkatzen.

 

„In der Hansestadt Rostock leben derzeit schätzungsweise 3.500 Katzen auf der Straße“, informiert Senator Dr. Chris Müller. Da diese Zahl ständig durch ausgesetzte oder weggelaufene Katzen wächst, kann nur durch ein Kastrationsgebot das weitere Anwachsen der Population verhindert werden. „Die Verordnung dient auch dem Schutz der Tiere, denn Streunerkatzen sind oft krank und müssen hungern“, erläutert Senator Dr. Chris Müller. Die Hansestadt Rostock gewährt daher einen Zuschuss für die Kastration von Streunerkatzen. Weitere Informationen sind beim Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt erhältlich.

Quelle: Hansestadt Rostock, Pressestelle

Wenn man selbst nicht bereits mit diesem Thema konfrontiert war, fragt sich der eine oder andere Mensch sicher von welchem Katzenelend wir Tierschützer immer reden.

Doch in Deutschland, nimmt die Zahl an frei lebenden Katzen konstant zu. Inzwischen geht man von einer geschätzten Anzahl von ca. 2 Millionen Tieren in ganz Deutschland aus. Diese Zahl ist beängstigend und unserer Meinung nach hat Deutschland ein Katzenproblem! Katzen leben im Verborgenen, weshalb das Problem nicht auf den ersten Blick deutlich wird. 

Noch immer gibt es leider viel zu viele Katzenhalter, vor allem im ländlichen Raum, die Ihre Katzen nicht kastrieren lassen. Woran liegt es- fragen wir Tierschützer uns immer wieder…Unwissenheit? Geld sparen?

Eine Katze kann bis zu 3 Würfe im Jahr groß ziehen. Wenn nun eine Katze ihre Welpen in einer Scheune, auf einem verwilderten Grundstück in einer alten Lagerhalle bekommt, so haben die Jungen keinen Kontakt zu Menschen. Zwischen der 3. und der 10. Lebenswoche findet die Prägung einer Katze hauptsächlich statt. Wenn diese Welpen nun bis zu dieser Zeit keinen Kontakt zu uns Menschen bekommen, bleiben sie für immer scheu. Diese Katzen lassen sich später nicht mehr einfangen und vermitteln. Sie werden auf der Straße leben und sich versuchen alleine durchzuschlagen. Natürlich werden auch diese Katzen wieder Nachwuchs bekommen und fern ab von uns Menschen großziehen. Man kann sich leicht ausrechnen wohin das führt, bzw. bereits geführt hat.

Diese Tiere führen ein trauriges Leben auf der Straße!  Von der oft gelobten Idylle kann eine wild lebende Streunerkatze nur träumen. Das Leben ist geprägt von Hunger, Erfrierung, Krankheit und ständiger Fluchtbereitschaft.

Andererseits können diese Katzen nicht im Tierheim aufgenommen werden. Es wäre für sie Tierquälerei in ein Zimmer oder in einer  Wohnung eingesperrt zu sein, denn sie sind nicht daran gewöhnt.

Lösungen für das Katzenproblem

Es gäbe schon einige Ansätze wie wir alle helfen könnten, die Lage langfristig zu verbessern.

Zum einen ist der Ansatz, den wir als Tierschutzverein und auch viele private Tierschützer aus eigenem Geldbeutel bereits praktizieren, Futterstellen für frei lebende Katzen einzurichten. Wenn die Katzen angefüttert sind, werden diese mit Lebendfallen eingefangen, kastriert, gechipt und anschließend wieder an der Futterstelle frei gelassen und weiter versorgt. Somit ist zum einen die weitere Vermehrung dieser Katzen unterbunden und zum anderen ihre Versorgung sichergestellt.

Natürlich ist diese Maßnahme oft nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Viel wichtiger wäre es und da appellieren wir an die Städte und Gemeinden sowie an jeden privaten Katzenhalter, eine allgemeine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für Katzen auszusprechen bzw. seine eigene Katzen kastrieren und kennzeichnen zu lassen. Denn jede frei lebende wilde Katze findet ihren Ursprung in einer nicht kastrierten Freigängerkatze! 

Der Deutsche Tierschutzbund ist davon überzeugt, dass eine Tierschutz-Katzenverordnung zur Verbesserung der Tierschutzsituation für Katzen beitragen könnte.

Mit gutem Beispiel gehen bereits zahlreiche Kommunen in ganz Deutschland voran  und erlassen für Katzenbesitzer derartige Verordnungen.

Der Rostocker Tierschutzverein e.V. hat in den letzten Jahren viele Kastrationen von frei lebenden Katzen durchgeführt. Aber leider ist es ein Fass ohne Boden! Es entstehen hierbei immense Kosten, die niemand bezahlen möchte. Viele Gemeinden nehmen sich hierbei aus der Pflicht. Für Katzen sei man nicht zuständig. Von einer Katzenflut könne keine Rede sein, oder durch frei lebende Katzen sei die öffentliche Ordnung nicht betroffen.

Fakt ist aber, dass diese Katzen auch Krankheiten haben und an alle anderen in ihrer Nähe, auch der behüteten Freigängerkatze, übertragen können. So verbreiten sich ansteckende Krankheiten rasend schnell. Von vielen weiteren, auch sozialen Aspekten ganz abgesehen, sollte uns allen daran liegen, dass Problem realistisch zu sehen und gemeinsam anzugehen.

 

29. April 2016 - Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus zu Besuch bei uns im Tierheim in Schlage. Minister Backhaus übergibt offiziell den Fördermittelbescheid über 20.000 Euro zur Kastration frei lebender Katzen an den Deutschen Tierschutzbund MV. Der Landesverband MV des DTSB berichtet von den großen Problemen die es mit den vielen Katzen gibt. Es sind schon jetzt mehr Anträge da, als Geld da ist. Der DTSB hat im letzten Jahr 77.180 Euro für die Kastration von Katzen ausgegeben. Trotzdem ein guter Schritt in die richtige Richtung!