Rund um`s Thema Tier

Hunde aus zweiter Hand

Wer sich einen Hund anschaffen will, sollte sich darüber im klaren sein, dass Hunde soziale Wesen sind, die feste Beziehungen benötigen. Wer sich einen Hund anschafft, nimmt ein neues Mitglied in die Familie auf, für das er die nächsten 12 - 15 Jahre (so alt wird ein Hund) entsprechend sorgen muss. Dies bedeutet einen erheblichen Zuwachs an Verantwortung.

 

Bedenken Sie, dass Sie auch am Wochenende morgens aufstehen müssen, um Ihren Hund auszuführen. Auch nachmittags und abends braucht Ihr Hund Auslauf, einmal täglich einen großen Spaziergang. Grosse Hunde sollten täglich 2 - 3 Stunden ins Freie. Kleine Hunde kommen zwar meist mit weniger aus, es entspricht jedoch keiner artgerechten Haltung, einen Hund dreimal täglich an der Leine um den Häuserblock zu führen. Es ist Tierquälerei, einen Hund den ganzen Tag, vermutlich noch alleine in einer Wohnung zu lassen!

 

Bedenken Sie, dass Ihr Hund von klein auf erzogen werden muss. Bedenken Sie, dass Hunde unbedingt soziale Kontakte nicht nur zu ihrem Besitzer, sondern auch zu Artgenossen brauchen, damit sie von klein auf das richtige Sozialverhalten erlernen. Hunde, die isoliert (Garten- oder Zwingerhaltung) gehalten und nur an der Leine ausgeführt werden, sind häufig verhaltensgestört und anderen Hunden gegenüber aggressiv.

 

Bedenken Sie, dass ein Hund weder ein Statussymbol noch ein Konsumartikel ist, der bei "Nichtgefallen" umgetauscht werden kann. Viele Hunde landen im Tierheim, weil ihre Besitzer ihrer Verantwortung für das Tier nicht gerecht werden. Bei der Entscheidung, einen Hund in die Familie zu nehmen sollte nur die Liebe und das Verständnis für das Tier zählen.

 

Bedenken Sie, dass es viele Hunderassen gibt, die zu den "Qualzüchtungen" gehören. Solche Rassen haben z.B.. so kurze Schnauzen, dass sie unter konstanter Atemnot leiden, oder sie wurden so schwer gezüchtet, dass sie häufig unter Gelenkerkrankungen leiden. Manche Hunde haben so lange oder schwere Ohren, dass sie unter chronischer Mittelohrentzündung leiden, da kaum noch Luft in die Gehörgänge dringt. Anderen wurden so extreme Hautfalten angezüchtet, dass sie ständig an Ekzemen erkranken oder das Fell wurde ihnen weggezüchtet, so dass sie nicht einmal gegen UV-Strahlung geschützt sind. Viele große Hunderassen haben durch die Gewissenlosigkeit umsatzorientierter Züchter mittlerweile angeborene Hüftschäden (HD). Diese Erkrankung ist sehr schmerzhaft und macht dem Hund das Laufen mit der Zeit unmöglich.

 

 

Bedenken Sie, bevor Sie sich einen Hund beim Züchter holen, dass auch bei uns im Tierheim Schlage Rassehunde auf ein neues Zuhause warten. Aber auch Hunde, die nicht dem vom Menschen aufgestellten Rassestandard entsprechen, bereiten viel Freude. Hunde sollten besser nach ihrem Wesen und Gesundheit als nach äußerlichen Merkmalen beurteilt werden. Wenn Sie sich Ihren Hund aus dem Tierheim holen, tun Sie damit nicht nur ein gutes Werk, der Hund wird Ihnen sein Leben lang dankbar sein.

Nicht der Mensch sucht sich seinen Hund...
vielmehr sucht sich der Hund sein Herrchen oder Frauchen selbst aus. Dies gilt übrigens auch für Welpen. Lassen Sie sich bei der Auswahl Zeit. Gehen Sie mit dem Tier ein Stück und beobachten Sie Verhalten und Reaktionen. Wie reagiert er auf Ihre Stimme, wie verhält er sich gegenüber anderen Hunden oder Menschen die ihm entgegenkommen. Ist er aufmerksam, desinteressiert oder verspielt?. Nach all diesen Beobachtungen sollten Sie einen Gesamteindruck von dem Tier haben und wissen ob das Ihren Vorstellungen von einem zukünftigen Familienmitglied entspricht. Wenn hier vom Familienmitglied gesprochen wird, so ist dies durchaus wörtlich zu nehmen, denn Ihr Hund ist ein Rudeltier mit Ihnen als Rudelführer und somit auch nicht für Zwingerhaltung oder Hundehütte geeignet. Er möchte in Ihrer Nähe sein, am liebsten bei Ihnen im Bett schlafen und ständig seine Ergebenheit und Treue beweisen. Vieles wird unmöglich, wenn Sie ihn nicht an Ihrem Leben teilhaben lassen. Genauso wie ein Kind, lernt der Hund durch Kontakt, Zuwendung und Zuspruch. Ein isolierter Hund ist ein unberechenbarer Hund. Verbringen Sie also soviel Zeit wie möglich mit Ihrem neuen Begleiter und er wird es Ihnen danken. Es genügt schon, wenn Sie mit ihm im selben Raum sind, in Ihrer Nähe fühlt er sich sicher und ist zufrieden. Wenn er Sie ins Herz geschlossen hat, weicht er keinen Meter von Ihnen, legt sich immer da hin, wo Sie sich gerade aufhalten und wirft sich zum Zeichen der Unterordnung auf den Rücken. Die hierbei oft gestellte Frage: Wie lange ein Hund problemlos alleine gelassen werden kann, beantwortet sich nun auch von selbst, nämlich gar nicht. Sicherlich stellt es für den im Welpenalter daran gewöhnten Hund kein Problem dar, auch bis zu 8 Stunden alleine zu bleiben, im Sinne des Hundes ist dies jedoch nicht. Als Richtlinie kann ein Zeitrahmen von 4 bis 6 Stunden als tolerierbar bezeichnet werden, wobei nicht der Zeitraum pro Tag maßgebend ist, sondern die Anzahl der Wiederholungen. Viele Hunde verkraften durchaus 8 Stunden und länger alleingelassen zu werden, sofern dies die Ausnahme ist und nicht regelmäßig praktiziert wird.

Das Alter
Ein Welpe wird Ihr Hund aus zweiter Hand nicht mehr sein, vielleicht ist er aber noch ein Junghund, also noch kein ganzes Jahr alt. Dann wissen Sie, dass er noch keine Grunderziehung haben kann, sehr temperamentvoll und verspielt ist sowie im besten Lernalter und willig ist, Regeln zu erfahren und anzuerkennen.

 

Wenn Ihr Hund zwischen 1 und 7 Jahren ist, berücksichtigen Sie, dass er nach eigenen oder anerzogenen Lebensregeln handelt, bereits feste Freund- und Feindbilder hat und aus seinen Anlagen entsprechende Gewohnheiten entwickelt hat. Zudem lässt er sich nur mit Fingerspitzengefühl und Geduld lenken.

 

Vielleicht aber haben Sie einen Oldie, dann denken Sie immer daran, dass er einige Macken haben wird, mit denen Sie lernen müssen zu leben. Der ältere Hund will auch als Erwachsener und nicht wie ein Hundekind behandelt werden. Sie müssen damit rechnen, dass das Tier nicht mehr ganz so gut zu Fuß ist und andere Schwächen haben kann. Sie erweisen sich aber meist als besonders lieb, dankbar und problemlos ... leider warten diese Hunde oft viel zu lange im Tierheim auf ein neues Heim.

Die Größe
Mini oder Maxi...daraus können Sie eine Menge Schlüsse ziehen.

Wenn Ihr neuer vierbeiniger Partner bis zu 30 cm Schulterhöhe erreicht, können Sie gut Schritt mit ihm halten, er wird sich sehr schnell anpassen, weil er Ihre körperliche Überlegenheit respektiert. Außerdem wird er eine sehr hohe Lebenserwartung haben, denn kleine Rassen können bis zu 20 Jahre alt werden.

Hunde zwischen 30 und 55 cm Schulterhöhe
...sind meistens sehr temperamentvoll und sollten konsequent erzogen werden, da sie dementsprechend auch risikofreudiger sind. Diese Hunde brauchen viel Bewegung und Beschäftigung sowohl körperlich als auch geistig. Mittelgrosse Hunde werden im Durchschnitt 12 bis 16 Jahre alt.

Riesen über 50 cm Schulterhöhe
...können Ihnen körperlich gewachsen oder überlegen sein und beanspruchen daher Hundeerfahrung. Hunde dieser Größe sollten nicht gerade in der 4. Etage gehalten werden.

 

Rasse und / oder Rassetyp
Zwar sind die meisten Hunde aus dem Tierheim Mischlinge, doch auch diese haben von ihren Eltern und / oder Grosseltern die Anlagen bestimmter Rassen geerbt. Welche der rassetypischen Eigenschaften bei Multi-Mix Hunden durchschlagen, lässt sich allerdings kaum definitiv sagen. Bedenken sollten Sie, dass Hundetypen mit schlankem, rechteckigem Körper und im Verhältnis zum Rumpf langen Läufen sehr viel Bewegung und abwechslungsreiche Aufgaben brauchen. Zu diesen Typen passen sportliche Familien, in denen immer etwas los ist. Hundetypen in “Quadratform” können ganz schön dickschädelig sein und passen am besten zu humorvollen Menschen mit Geduld und Hartnäckigkeit.

Das Geschlecht
Wenn Sie sich einen bestimmten Hund ausgesucht und für ihn entschieden haben, spielt das Geschlecht nur eine untergeordnete Rolle. Viele Tiere sind bereits kastriert, wenn sie ihr neues Zuhause beziehen. Aber auch bei nicht kastrierten Hunden zählt mehr der Charakter und weniger das Geschlecht. Im Folgenden einige Anhaltspunkte: Rüden sind körperlich meistens stärker, größer und heben ihr Bein nicht immer nur da wo es erwünscht ist. Hündinnen sind häuslicher und leichter erziehbar, aber untereinander oft streitbar und wenn sie nicht kastriert sind, zweimal im Jahr läufig.

 

Das Vorleben
Je mehr Sie dazu erfahren können, desto schneller klappt ein reibungsloses Miteinander. Deshalb...Fragen Sie am besten die Pfleger im Tierheim, denn diese wissen oft mehr über ihre Sorgenkinder als nur den Abgabegrund, Alter und Rasse.

Sie kennen die Vorlieben, Macken, die Wünsche und Ängste ihrer Schutzbefohlenen. Jeder Pfleger wird sich über Ihr Interesse freuen. Denn auch wenn Sie Hundeerfahren sind...es kommt auf die Persönlichkeit jedes einzelnen Hundes an. Sie können ihm und sich Ärger und Kummer ersparen, wenn Sie darauf eingestellt sind, dass Ihr neuer Vierbeiner zum Beispiel überängstlich im Straßenverkehr ist, nicht am Kopf gestreichelt werden will, Wasser- oder knallscheu ist, einen unbändigen Jagdtrieb hat, große schwarze Artgenossen nicht leiden kann, bei jeder Gelegenheit Essbares klaut und vieles mehr. Es gibt eine Unzahl solcher kleinen Eigenarten, die aus gespeicherten Erlebnissen, Erfahrungen, Enttäuschungen rühren und die Sie entweder akzeptieren oder behutsam umgestalten müssen.

Die ersten gemeinsamen Tage
Nie wieder ist Ihr neuer Mitbewohner so sensibel und offen für Ihre Wünsche, wie in den ersten Tagen im neuen Heim. Dort ist alles neu für ihn er ist unsicher, verwirrt. In dieser Situation sucht jeder Hund Anschluss, einen Helfer, der ihm diese verwirrende Welt erklärt und ihm buchstäblich auf den rechten Weg führt. Nutzen Sie die bedingungslose Anpassungsbereitschaft und schenken Sie Ihrem Hund feste Regeln, die ihm Sicherheit und das Gefühl von Geborgenheit vermitteln. Zeigen Sie ihm seinen Schlafplatz, die Räume, in denen er sich aufhalten darf, seine Ruhezone, seinen Futterplatz und auch die Orte, die er nicht betreten darf. Gehen Sie schon am ersten Tag eine kleine Runde spazieren, damit er sein Revier kennenlernt. Denken Sie daran, alles was vom ersten Tag an verboten bzw. erlaubt ist, sollte später auch nicht mehr geändert werden. Beziehen Sie Ihren neuen Hund vom ersten Tag an in Ihren Alltag mit ein.

 

Daran sollten Sie denken
Sie müssen Ihren Hund bei der Gemeinde/Stadtverwaltung anmelden. Sie erhalten hier eine Steuermarke mit einer Nummer, der Hund kann so im Notfall eindeutig identifiziert werden. Schließen Sie unbedingt eine Hundehalterhaftpflichtversicherung ab, denn Sie als Halter haften für alle Schäden, die der Hund verursacht. Informieren Sie Nachbarn, Postboten und Vermieter über den Neuzugang um Missverständnisse zu vermeiden. Denken Sie daran den Hund auch in den ersten Tagen öfter mal kurzzeitig alleine zu lassen, damit er später nicht unter Trennungsangst leidet und ersatzweise die Wohnung zerlegt. Gewöhnen Sie das Tier früh ans Autofahren sowie an Baden, Kämmen und andere Notwendigkeiten. Reden Sie viel mit Ihrem Vierbeiner, damit er Ihre Gestik, Mimik und Worte kennen und verstehen lernt.

 

Die Erziehung und die Nachhilfelektionen
Es klingt hart, ist aber richtig: Jede Schonzeit, die Sie Ihrem Neuling jetzt gewähren, jede Ausnahme, die Sie ihm gönnen, erschwert und verlängert die Eingewöhnungszeit. Ihr Hund ist kein unbeschriebenes Blatt, er hat seine Erfahrungen gemacht und daraus seine eigenen Schlüsse gezogen. Aufgrund dieser guten und schlechten Erfahrungen handelt er dementsprechend. Für ein reibungsloses Miteinander muss er sich an bestimmte Grundregeln halten, die Sie sofort festlegen. Sie merken sehr schnell, welche dieser Regeln Ihr Hund aus zweiter Hand kennt, welche er ohne Zögern befolgt und wo es hapert.

 

Wir wünschen Ihnen viel Freude und Erfolg mit Ihrem neuen Freund aus zweiter Hand!